Endlich mal wieder gescheites Internet. Das hat sich jetzt zu einem etwas längerem Post entwickelt. In den letzten Tagen in Assuan gab es nicht viel zu berichten und seit ich im Sudan bin hat es einfach kein Internet mehr über das man mehr als eine Whatsup Nachricht verschicken kann.
Habt Dank für Eure Geduld. Hier kommt nun ein langer und hoffentlich auch lange erwarteter update.
Das lange Warten hat endlich ein Ende.
Nach 6 Tagen in Assuan ging es heute morgen, zu sehr unangenehmer Zeit, um 3 Uhr früh, weiter Richtung Sudan. Nach dem Umzug in das wesentlich schönere Philae Hotel habe ich dort beim Frühstück Michael (www.solomotorist.com), der mit seiner Vespa in Südafrika gestartet ist und ein russisches Paar, die per Auto in meiner Richtung unterwegs sind kennengelernt.
Da wir alle aus dem einen oder anderen Grunde am warten waren konnten wir uns zumindest gemeinsam etwas die Zeit vertreiben. Roman und Dasha hatten ausserdem vor die neue Straßenverbindung zu nutzen, was für mich eine neue Optionen bedeutete. Diese würde mich zwar auch nicht schneller nach Wadi Halfa bringen aber deutlich angenehmer und auch billiger. Für mich mit Motorrad ist das keine Option. Die Strecke darf nur in Begleitung eines Ägypters befahren werden. Aber das Motorrad ist ja eh schon unterwegs.
Und so startete dieser Tag zu früher Stunde Richtung Abu Simbel. Am Checkpoint, an dem sich alle Sammeln müssen um dann im Konvoi zu fahren (was bedeutet, das alle gemeinsam losfahren dann aber machen was sie wollen) fällt den beiden ein, das sie den Reifen, den sie nach langem Suchen in Assuan endlich bekommen konnten nun im Hotel vergessen haben. Für Kamal ist kein Problem zu groß und 20 Minuten später wird der Reifen per Taxi nachgeliefert – sonst hätten wir den Konvoi verpasst und noch mal mindestens einen Tag warten müssen.
Der frühe Start und das es eigentlich ja nur 300km und ein kleines Stück Fähre ist sowie das Versprechen des Fixers in Halfa, das alles vorbereitet sei und ich nur noch losfahren muss ließe mich hoffen noch am selben Tag nach Dongola fahren und am nächsten mit Daniel und Topher in Khartoum zusammen treffen könnte.
Tja, kam mal wieder anders….
nach der Fahrt nach Abu Simbel setzen wir mit einer kleine Fähre über den Nasser Stausee. Für die Fähre gibt es keine eigentliche Anlegestelle, sie fährt einfach aufs Ufer. Die Rampe wird mit Steinen aufgefüllt um halbwegs befahrbar zu werden.
Die Ausreise aus Ägypten und die Einreise in den Sudan erweist sich als äusserst Zeitraubend. Wir selbst haben dabei so gut wie nichts zu tun. Unsere Fixer Kamal und Mazar im Sudan kümmern sich um alles. So bleibt uns nur abzuwarten.
Die Abfertigung für uns ist jetzt nicht direkt in in Halfa sondern 30km entfernt irgendwo in der Wüste.
Inzwischen erfahre ich auch, das der Frachtkahn auf dem mein Kälbchen einsam steht erst heute morgen in Wadi angekommen ist und daher eine Zollabfertigung bisher nicht möglich war. Bis wir endlich alle Stempel eingesammelt haben und in Wadi Halfa angekommen ist es 5 Uhr nachmittags und es ist klar, das ich Kälbchen heute nicht mehr aus dem Zoll bekommen.
Also bleibt mir nichts als noch eine Nacht im „Wadi Halfa Hilton“ zu verbringen:
Da gibt es zumindest erst mal was leckeres zu essen.
Überhaupt gefällt uns der Sudan wesentlich besser als Ägypten. Nicht nur das die Leute hier wesentlich freundlicher sind, man hat auch gleich das Gefühl endlich in Afrika angekommen zu sein. Alles sieht sehr viel „Afrikanischer“ aus. Angefangen bei den wesentlich dunkleren Menschen, deren farbenfroher Kleidung, es ist viel viel sauberer – Erster Eindruck: Gefällt mir hier!
Das Hotel ist jetzt eher „einfach“ die Benützung der Toiletten erfordert eine gewisse Überwindung.
Es ist beliebt die Betten nachts in den Hof zu stellen. In den Zimmern ist es zu heiß. Auch ich ziehe im Laufe der Nacht nach draußen um.
Morgen früh kommt dann der Zoll, Teil 2 und dann durch die Wüste nach Dongola oder so. Vielleicht stelle ich dann dort mal mein Zelt in der Wüste auf. Hätte sehr lust dazu aber etwas Bedenken mit dem Motorrad von der Staße ab zu fahren und dann im Sand stecken zu bleiben. Mal gucken.
Übermorgen gibt es dann einiges zu sehen – Nubische Pyramiden und so. Davon dann später mehr. Jetzt bin ich erst mal müde. Heute also nur ein kurzer Update.
Update: Es vergeht nochmal ein Tag. Der Frachtkahn liegt so im Hafen, das es unmöglich ist das Motorrad an Land zu bringen. an der einzigen Stelle an der das möglich wäre liegt gerade die Fähre. Die soll heute irgendwann nach Assuan ablegen. Erst dann wird es möglich sein mein armes Kälbchen wieder an Land zu bringen. Tja und das wird wohl erst morgen der Fall sein. Also noch mal einen Tag in Halfa in der brütenden Hitze rumhängen und warten.
Die freundliche Dame bereitet den Tee. Das Wasser kocht auf einem Kohlenfeuer. Vor ihr eine Ansammlung von Gläschen mit unterschiedlichen Kräutern, die dem Tee auf Wunsch zugesetzt werden: Minze, Ingwer, Zimt….
Update Mittwoch 10. September
Heute soll es endlich so weit sein das ist mein geliebtes Kälbchen zurück bekomme. Soll alles ganz schnell gehen, alle Papiere sind schon vorbereitet. Um halb 8 bin ich mit Mazar verabredet. Um 9 sitzen wir dann gemeinsam im Tucktuck auf dem Weg zum Hafen – Welcome to Afrika.
Die Barge liegt jetzt auch tatsächlich längsseits und nach dem einige Kisten beseitigt wurden steht dem Entladen nichts mehr im Wege.
Entgegen alle Versprechungen zieht sich die Erledigung der weiteren Formalitäten dann aber doch noch ziemlich in die Länge. Eigentlich hatte ich ja gehofft noch bis Karimah, ca. 550km zu fahren. Eine längere Strecke durch die Wüste auf der inzwischen fertig gestellten Straße. Bis vor wenigen Jahren gab es hier nur eine Piste die der Schrecken so manches Overlanders war. Bis endlich der letzte Stempel trocken trocken ist ist es 14:00 und ich machen mich endlich wieder auf die Straße!
Man was hab ich das vermisst. Seit 8 Tagen bin ich jetzt festgesessen. Daniel und Topher haben bisher in Khartoum auf mich gewartet aber, wie ich sehr gut verstehen kann wird es ihnen dort inzwischen auch zu langweilig und zu heiß. Wir beschließen unsere Zusammenkunft aus Äthiopien zu vertagen. Da wartet es sich bei angenehmeren Temperaturen und einem kühlen Bierchen auch deutlich angenehmer.
Das Wadi Halfa Hilton kann ich auch wirklich nicht mehr sehen. Die Hitze, der Dreck der Gestank. Ich verstehe nicht wie jemand in einem solchen Dreck leben kann. Jeder Gang zur Toilette erfordert extreme Überwindung. Ich hab inzwischen zwar ein Zimmer mit eigenem „Bad“ was die Sache etwas besser macht aber es ist immer noch widerlich!
Um bis nach Karimah zu fahren ist es definitiv zu spät aber bis Dongola könnte ich es noch vor Sonnenuntergang schaffen. Die Strecke zeigt sich erwartungsgemäss unspektakulär. Die Wüste ist hier nicht besonders attraktiv aber dafür am Nachmittag um so heißer. Benzin kostet das doppelte wie in Ägypten aber mit ca. 5 Euro für eine Tankfüllung noch immer sehr erträglich.
Als ich mich Dongola nähere ändert sich die Landschaft schlagartig. Es wird grün! Satt grünes Gras, Bäume und Palmen bilden in der Sonne des Nachmittags einen schönen Kontrast zu dem roten Sand. Ich hatte erwartet, das die Wüste noch bis kurz vor Äthiopien weiter geht.
In Dongola gilt es ein Hotel zu finden. Ganz offenbar ist hier die Wüste zu ende. Auf den Straßen kleine Seen mit teils knöchel- teils knietiefem Wasser. Bevor ich in sowas rein fahre lass ich immer erst mal ein Auto oder TukTuk vorfahren. Da sieht man wenigstens wie tief die Pfütze dieses mal ist.
Ich frage auf der Straße nach einem Hotel, es findet sich auch schnell jemand, der Englisch spricht und mein Begehr versteht. Er empfiehlt das Lord Hotel. Hier würden nur Europäer absteigen. Offenbar ein Haus für Reisende mit gehobenen Ansprüchen. Klingt gut, das nehme ich. Ein abgeheuertes TukTuk bringt mich hin.
Gut, wenn das hier für Leute mit gehobenem Anspruch ist dann will ich nicht wissen wie andere aussehen. Aber gut. Das Zimmer ist extrem einfach aber abgesehen von den Krabbeltierchen auf dem nackten Betonboden zumindest sauber. Es hat eine Dusche mit Klo in dem es nicht nach Scheisse stinkt und eine Klimaanlage die leidlich kühlt ohne einen dabei aus dem Bett zu pusten. Für Kälbchen wird Platz in der „Lobby“ gemacht.
Morgen gibt es viel anzusehen und einiges an Strecke zu fahren. Abends will ich in Khartoum sein und endlich mal wieder den Blog aktualisieren. Ich habe zwar über meine Sudanesische Sim karte Internet aber das ist so langsam das bestenfalls manchmal Whatsup geht, alles andere ist unmöglich.
Update 11. September:
Am Ende eines sehr langen anstrengenden Tages bin ich in Khartoum angekommen. Unterwegs gab es auch einiges zu sehen:
Zunächst Jebel Berkal mit einigen kleineren Pyramiden:
Ganz in der Nähe Nuri, die größten Pyramiden im Sudan finde ich leider nicht. So groß können sie dann wohl doch nicht sein. Aber der Abstecker bietet zumindest einen sehr schönen Einblick in das Leben entlang des Nils. Eine kleine Schotterstraße führt durch bewässerte Felder und Dattelpalmenwälder. Sehr schön, Nur keine Pyramiden.
Jetzt noch mal 300km durch die Wüste, inzwischen ist Nachmittag und die Temperatur mal wieder über 40 Grad.
Die wohl berühmtesten Pyramiden in Meroe sehe ich leider nur aus der Entfernung:
Selbst diese berühmte Stätte ist touristisch nicht erschlossen. Um näher heran zu kommen muss man sich quer durch den Sand einen Weg suchen. Es gibt nicht mal eine Piste. Ich versuche es zwei mal an verschiedenen Stellen aber komme immer wieder in tiefen Sand. Da ich alleine bin, noch nicht die Stollenreifen drauf hab und es auch schon schwer auf den Nachmittag zugeht muss ich mich schweren Herzens mit dem Blick aus der Ferne zufrieden geben.
Der weitere Weg nach Khartoum ist alles andere als angenehm. Die Straße ist extrem mit LKW befahren und sehr schlecht. Staub, Abgase, Gestank. Man muss ständig auf den Gegenverkehr achten, denn so lange die Straße breit genug ist (und auch manchmal wenn sie nicht breit genug ist) wird auch bei Gegenverkehr überholt. Lichthupe und raus! Gleichzeitig die Straße im Auge behalten und zumindest den schlimmsten Schlaglöchern ausweichen
Als ich nach 700km endlich in Khartoum ankomme ist es dunkel geworden. Sich einen Weg durch den Verkehr der Großstadt bei Nacht zu suchen und dann noch das gewünschte Hotel zu finden ist eine Herausforderung. Klappt aber letztlich ganz gut. Jetzt hab ich hier mal wieder ein vernünftiges, sauberes Zimmer mit richtig schnellem Internet und das bedeutet, das dieser Post endlich hochgeladen wird!
Morgen guck ich mir etwas Khartoum an und suche mir jemanden, der mir die Reifen montieren kann und dann geht es auch schon weiter Richtung Äthiopien.