Da wir hier so ein super Internet haben gibt’s gleich noch mal einen Update:
Ruanda ist ein wunderbares Land – vielleicht mal abgesehen vom Wetter.
Die Vielfalt dieses Kontinents fasziniert immer wieder. In Uganda hatten wir die Regenzeit so gut wie hinter uns gelassen. Es regnete gelegentlich noch aber auch mal tagelang gar nicht. Kaum haben wir die Grenze zu Ruanda überschritten beginnt es wie aus Kübeln zu schütten. Der Himmel hat die Schleusen geöffnet. Und so bleibt das auch. Es regnet jeden Tag mehrmals und das heftig.
Beim Grenzübertritt dürfte uns dieser Umstand zum Vorteil gereicht haben. Alles in allem wieder sehr unproblematisch. Wieder einmal hätten wir auch ganz ohne Pass die Grenze passieren können. Der Mann an der Schranke will lediglich irgendwas mit Stempel drauf sehen. Das Freischwimmerzeugniss hätte es auch getan. Wir zeigen ihm das Carnet, sowas hat er offensichtlich noch nie gesehen. Mit so vielen Stempeln drauf macht es sichtlich Eindruck und die Schranke öffnet sich.
Ruanda ist ein für Afrikanische Verhältnisse sehr organisiertes und sauberes Land. Es gibt hier tatsächlich Gesetze die eingehalten werden. Der Straßenverkehr ist zivilisiert, man muss nicht ständig um sein Leben bangen und sauber! Das erste Land in dem es Mülleimer gibt und der Dreck nicht einfach auf der Straße landet. Ausserdem sind Plastiktüten hier verboten. Auch die Einfuhr. In der Regel wird bei der Einreise das ganze Gepäck durchsucht und alle Plastiktüten beschlagnahmt. Wir haben natürlich jede Menge davon. Sei es um Dinge trocken oder sauber zu halten oder zu organisieren. Die alle hergeben zu müssen wäre schmerzlich. Gerade das Trockenhalten ließe sich durch Papiertüten nicht ersetzen. Hier kommt uns der Wolkenbruch beim Grenzübertritt wohl zu gute. Es hat keiner Lust sich in den Regen zu stellen und unser Gepäck zu kontrollieren. So bald der Regen nachlässt geht es die ersten Kilometer durch ein neues Land.
Ea ist immer wieder aufregend in ein neues Land zu kommen. So eine Grenze ist ja eigentlich etwas willkürliches, von Menschen gemachtes und so würde man erwarten, das sie sich auch nur auf Dinge auswirkt auf die Menschen einen Einfluss haben aber die Auswirkungen reichen meist viel weiter. Landschaft, Gelände ja manchmal sogar das Klima.
Die Menschenmengen, die sich entlang der Straßen bewegen erinnern uns sofort wieder an Äthiopien auch wenn offensichtlich ist das der Lebensstandard hier deutlich höher ist. Ruanda nimmt Platz 151 auf dem Human Development Index ein. Der HDI der Vereinten Nationen ist ein Wohlstandsindikator für Länder. 187 Länder sind gelistet. Äthiopien ist auf Platz 170, Malawi, das wir auch noch besuchen werden noch einen Platz darunter. Deutschland steht übrigens auf Platz 6.
Die Fahrt durch Ruanda ist ein Traum! Grüne Berge rauf und runter, durchweg gute Straßen, wenig Verkehr der einem auch nicht ständig nach dem Leben trachtet. Die Landschaft würde man viel eher nach Asien, Vietnam vielleicht, tun als nach Äfrika. Tee-, Kaffee- und Bananenplantagen, Die Berghänge terrassiert, Reis wird angebaut.
Es ist Erntezeit für Bananen. Kleinbauern beladen ihre Fahrräder mit den Bananenstauden und schieben diese zum nächsten Markt
Wir fahren nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas wo wir uns für 2 Tage in der Jugendherberge einquartieren. Es muss dringend mal wieder richtig gewaschen werden und einen Ruhetag haben wir auch alle nötig.
Kigali hat etwa 1.5 Mio Einwohner und ist damit unter den Afrikanischen Metropolen ein Winzling. Entsprechend beschaulich geht es hier auch zu. Der Verkehr durch die Stadt ist fast schon langweilig zivilisiert. Es wird nicht mal gehupt! Irgendwie ist das hier doch nicht richtig Afrika.
Wir sehen uns das Genozid Memorial Museum an. Beeindruckend, bedrückend. In der Belgischen Kolonialzeit wurde eine zwei Klassen Gesellschaft künstlich gegründet. Die Ruander wurden in Tutsi und Hutu eingeteilt. Die Tutsi sollten die Elite stellen, Hutu das einfache Volk. Wer mehr als 10 Kühe besitzt ist ein Tutsi. Den Volksgruppen wurden sogar Rassenunterschiede angedichtet. Klar das das früher oder später Ärger geben musste. Dieser gipfelte 1994 in dem Genozid, als in nur 100 Tagen über 1 Millionen, hauptsächlich Tutsi, grausamst ermordet wurden. Alleine auf dem Gelände des Memorials sind 250.000 Menschen begraben!
Das Land geht hart mit sich selbst ins Gericht stellt aber auch das Versagen der Internationalen Gemeinschaft heraus. Der Rest der Welt, obwohl rechtzeitig gewarnt und obwohl man dem Töten leicht Einhalt hätte gebieten können hatte tatenlos zugesehen. Die Parallelen zu anderen Völkermorden, die in dem Museum ebenfalls dargestellt werden, zeigen das das kein Einzelfall, eher schon der traurige Standard ist. Das Treiben der ISIS im Irak ist das aktuelle, traurige Beispiel.
Wir werden uns von hier aus auf den Weg nach Malawi machen. Dazwischen liegt aber noch Tansania und das ist nicht gerade klein. Es bieten sich zwei Routen an, wobei die eine auf guten schnellen Straßen ein bequemes vorankommen verspricht aber eher langweilig werden dürfte und die andere, fast genau so lang, durch interessante Gegenden aber größtenteils auf Dirt Roads führt. Und das dann noch bei dem Regen. Wir sind hin und her gerissen, konnten uns bisher noch nicht entscheiden. Mal sehen….
Dieser traurig dreinschauende Freund begegnete uns am Rande des Queen Victoria Nationalparks in Uganda.