An Bord der Alios – Unwillkommene Begegnungen

Die Frachtfähre von Salamis transportiert hauptsächlich LKW Trailer. Alles was man auf das Schiff rauf und runter rollen kann. Ausser Salamis gibt es nur noch ein weiters Unternehmen, mit dem man nach Nordafrika reisen kann. Grimaldi Lines fährt von Italien, braucht aber 10 Tage für die Strecke.

Die Formalitäten in Lavrio sind erfreulich schnell erledigt. Am Hafen ein Container Büro wo mein Pass und der Fahrzeugschein irgendwo bei der Schiffscrew verschwinden – wird schon alles seine Richtigkeit haben.

Bezüglich der Pässe treibt mich jedoch noch eine Sorge: Für die Ausreise aus Europa brauche ich den Deutschen Pass, aber in dem ist auch das Visum für Sudan. Da darf auf keinen Fall ein Israelischer Stempel rein. Irgendwann vor Haifa muss der noch gegen den Amerikanischen ausgetauscht werden. Es wird zwar berichtet, das die Grenzer wirklich fragen ob man einen Stempel will oder nicht aber darauf will ich nicht nicht verlassen. vielleicht hätte ich mir doch einen 2. Deutschen Pass machen lassen sollen. Aber auch um dieses Problem will sich der freundliche Steward kümmern.

Mittagessen gibt es auch gleich, in der Drivers Mess. Einfach aber wohlschmeckend. Das Abendessen verpasse ich prompt. Schliesslich wird es zu Krankenhauszeiten um 17 Uhr serviert. Als ich dann um halb 7 in der Mess eintrudle steht da aber ein Teller für mich, mit Frischhaltefolie abgedeckt und fast noch warm. Ich beschliesse zumindest das er auf mich wartet und mache mich darüber her.

Überhaupt ist die Crew unwahrscheinlich freundlich und hilfsbereit. Das Gepäck wird mir aus der Hand genommen und eine geräumige, wenn auch etwas an DDR Zeiten erinnernde Kabine befördert. Schreibtisch, Kleiderschrank, Bad, Bett auf vielleicht 15 qm werden nun also für die nächsten 3 Tage mein Reich sein.

Leider wie sich die nächsten Tag herausstellt habe ich die Kabine doch nicht ganz für mich alleine. Bettwanzen! Die wiederlichen Viecher beißen im Schlaf, juckt wie wild und sind nur sehr schwer wieder los zu werden, da sie in die Klamotten gehen und auch die Waschmaschine überleben. Große Hitze mögen sie nicht. Davon hat es genug, so das ich doch noch hoffe sie bald los zu werden. 

In Limassol hole ich mir in der Apotheke eine Salbe und Tabletten, die auch schnell zu helfen scheinen.

Das Schiff ist in Finnland vom Stapel gelaufen und einige Jahre in der Baltischen See unterwegs gewesen. Das ist nicht nur durch einige Schilder in finnischer Sprache an Bord zu erkennen sondern auch durch die Saunaartigen Temperaturen. Die Klimaanlage, die es zwar hat, ist mit dem hiesigen Klima überfordert.

Es sind noch einige andere Passagiere an Bord, aber soweit ich bisher feststellen konnte keine weiteren Abendteuer Reisenden. 

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Noch ist alles leer. Aber das beladen beginnt.

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Zwar etwas altmodisch aber zumindest bequem und geräumig: Meine Bleibe für die nächsten 3 Tage.

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Morgens lerne ich Andres, unseren Kapitän kennen. Ein kleiner rundlicher Mann in T-Shirt und Shorts ist auf der Brücke gerade dabei die Frachtpapiere zu ordnen also ich im von meinem Problem mit den 2 Pässen berichte. Zunächst etwas ungehalten verspricht er aber den Austausch der Pässe vorzunehmen. In Limassol werde ich vom Deutschen zum Amerikaner werden. Für die Einreise nach Israel empfiehlt er mir noch auf keinen Fall meine 2 Pässen zu erwähnen. Mal gucken ob mir das gelingt. In dem US Pass ist kein Visum für Europa drin und wenn sie aufmerksam sind dann wird ihnen das auffallen.

Wir sind insgesamt nur 4 Passagiere an Bord. Ein Medizinstudent aus Rumänien hilft mir die Zeit tot zu schlagen. Wir sitzen viel an Deck und unterhalte uns. Viel mehr gibt es nicht zu tun. Er hat irgendwie Probleme mit dem Druckausgleich und kann daher nicht fliegen. Einmal im Jahr fährt er zu seinem Vater nach Israel was jeweils eine Reise von mindestens einer Woche ist. 

Kurz vor der Abfahrt kamen noch zwei junge Männer an Bord, mit einer Kiste Orangen, Jutetasche und bunt bemalten Strohhut auf dem Kopf. Später ist dann aber nur einer der beiden Paradiesvögel an Bord. Der andere, wie ich später erfahre konnte wegen seines abgelaufenen Visums Europa nur noch auf dem Liftweg verlassen.

Die Zwei sind aus USA und wollen Familie in Israel besuchen. Die letzten Monate haben sie in verschiednen „Communities“ in Italien und Portugal verbracht wo sie sich in Spiritualität, Kommunikation, Liebe und Sexualität sowohl theoretisch als auch praktisch weiterbilden liessen… 🙂  Dabei haben sie so sehr die Zeit vergessen, das das einem das 3 Montage Visum abgelaufen ist – wer hätte das gedacht? Wo sonst außer in San Francisco könnten die beiden wohl leben? Hippie Nr 2 (der mit dem abgelaufenen Visum) ernährt sich nur von rohen unverarbeiteten Lebensmitteln, wohnt daheim in einer Lehmhütte, wäscht sich wenn irgend möglich nur mit Wasser aus natürlichen Quellen… Schräger Vogel aber nett. 

Bleibt nur noch ein etwas brummiger Brummifahrer. Sein LKW steht auf dem Oberdeck. Lammfleisch aus Rumänien wird nach Jordanien verschickt. Das soll man einer verstehen. Aus dem LKW tropft fortwährend Blut. Der Gestank ist ziemlich erbärmlich.

Und noch ein paar Impressionen:

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8 thoughts on “An Bord der Alios – Unwillkommene Begegnungen”

  1. Lass dir das Lamm schmecken 🙂 Bettwanzen sind fies, blos nicht kratzen, auch wenns schwer fällt und Klamotten ordentlich ausschütteln.

  2. Klingt ja langsam nach Abenteuer. Ich würde allerdings empfehlen in Limassol auch noch ein geeignetes anti-Insektenspray zu erstehen. Das könnte sich auch auf dem Rest der Reise als vorteilhaft erweisen.

  3. Mit Wanzen habe ich zum Gluck keine Erfahrung aber mich juckt es schon. Danke für die tollen Berichte und Bilder, ich bekomme schon Fernweh. Hippie Nr. 2 ist nicht mit Steve Jobs verwandt oder? Ich glaube der hatte auch so eine Phase 🙂

    1. Vielleicht waren die gar nicht vom Schiff sondern aus der Jugendherberge in riva. Seit 2 tagen keine neues Bisse und die Salbe aus limassol wirkt wunder.

  4. Hallo David,

    wie immer liest sich Dein Bericht wie ein fesselnder Krimi….Du hast einfach einen erfrischenden Schreibstiel….und ich freue mich schon riesig auf die weiteren Geschichten….Hab ganz viel Spaß bei Deiner Reise und zur Beruhigung so lästigen Wanzen gibt es daheim auch in der ein oder anderen Art und Weise….also da fühlen wir alle mit Dir mit…..

    Erhalte Deine Gesundheit, Spaß, Glück, Motivation zum Schreiben, viele neue Freunde und Helferlein und allzeits einen guten Internetanschluss wünsche ich Dir und uns Allen die Deinen Blog verfolgen

    Beppi 🙂

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