Mal ein kleiner Update zwischendurch.
Zunächst ein ganz herzlicher Dank für die vielen lieben Kommentare zu meinen früheren Posts. Es freut mich immer sehr von Euch zu hören!
Unser Aufenthalt in Addis hat sich dann doch, unfreiwillig noch etwas verlängert. Bei Daniels Motorrad musste ja nochmals der Kofferhalter geschweißt werden und ich wollte versuchen neue Reifen zu bekommen. Ausserdem musste das Visum von Daniel und Topher verlängert werden.
Letzteres dauerte dann auch noch mal 2 Tage und wollte gerne in USD bezahlt werden (natürlich nur für Ausländer, alle anderen bezahlen einen Bruchteil und in Birr). Tja, so weit zum Thema Rassismus.
Bei Wims Hollandhouse lernen wir Said kennen. Said, lebt in Addis ist aber selbst bereits auf dem Motorrad durch Afrika gefahren und höchst motiviert und alles nur erdenkliche gute zu tun. Leider hat er aber nicht so richtig viel Zeit und so verzögert sich die Reparatur Tag um Tag. Der Schweißer, den wir eigentlich bemühen wollten, ein Italiener, ist gerade nicht da uns so bleibt uns nur auf Said zu warten. Der will sich auch gleich dem Vergaser annehmen und damit hoffentlich die Problemchen und den Benzinverbrauch von Daniel in den Griff bekommen.
Bei der Abfahrt zu Said zeigt sich zu dem, das mein Hinterreifen platt ist. Mal wieder ein Nagel – dieses mal hinten. Ich bekomme langsam Übung im Reifen flicken.
Klingt soweit alles sehr gut. Allein, der geschweißte Kofferträger passt nicht so richtig, die Reinigung des Vergasers geht zwar ohne Schwierigkeiten bringt aber auch nicht viel und beim Wechseln der Zündkerzen verkeilt er eine davon, so das sie sich nicht mehr in den Zylinder schrauben lässt.
Ein kaputtes Zyndkerzengewinde ist so ziemlich worst case Szenario. Eigentlich braucht es einen neuen Zylinderkopf aber an sowas ist natürlich überhaupt nicht zu denken – von den Kosten mal ganz abgesehen. Wir überlegen alle möglichen Alternativen. Am besten wäre es den Zylinderkopf abzunehmen und das Gewinde von innen heraus nachzuschneiden. Aber dazu braucht es eigentlich eine neue Zylinderkopfdichtung und die hat natürlich genau so wenig jemand.
Wir übernachten erst mal bei Said und gucken uns das ganze morgens noch mal an. Hilft alles nichts. Die Zündkerze will nicht mehr in ihr altes Gewinde, hat sich aber inzwischen ein reichlich schwergängies neues gesucht. Der herbei geholte „Experte“ beschließt die Kerze nun mit Gewalt in dieses zu zwängen. Sie geht zwar nicht ganz rein aber immerhin ist sie fest, dicht und der Motor läuft! Wollen hoffen das das so bleibt.
Jetzt noch schnell die letzte Schweißstelle, alles zusammenbauen und um halb 4 sind wir nach fast einer Woche in Addis endlich wieder unterwegs!
Reifen für mich gab es keine. Said kam zwar mit einem Hinterreifen an, der ist aber ein Straßenreifen, uralt und fast so abgefahren wie meine Offroad Reifen. Müssen wir also doch einen Abstecher nach Nairobi machen. In Nairobi hat es die Jungle Junction. Der Overlander Treff schlecht hin. Da ist alles zu haben. Wir hätten Nairobi gerne ganz ausfallen lassen aber so bekommen wir nun doch noch die Jungle Junction zu sehen – auch nicht schlecht.
Weit kommen wir natürlich nicht mehr an diesem Tag aber wir wollen aber auf jeden Fall noch los und aus der Stadt raus. Durch den Mangel an Benzin fährt so ziemlich alles mit Diesel. Jedes Fahrzeug zieht eine schwarze Abgaswolke hinter sich her. Eine Stunde durch die Stadt fahren ist wie 2 Stangen Zigaretten rauchen!
Wir finden ein kleines, sehr einfaches Hotel in dem wir ein Zimmer, ein Abendessen und ein paar Bierchen für grade mal 7 Euro pro Nase bekommen.
Morgens regnet es in Strömen. Das ist wohl hier eine Gegend in der sich der Regen gerne mal festsetzt. Üblicherweise regnet es zwar einmal am Tag und teils auch heftig aber auch nur so eine halbe Stunde lang.
Wir nehmen erst mal Kaffee:
Der Kaffee wird hier auf einer Art Kaffeetempel gekocht
und von der Kaffeepristerin serviert. Dazu gibt es eine Fässchen Weihrauch (gut, das könnte auch daran liegen, das wir mal wieder Klamotten waschen müssten). Sehr sehr leckerer Kaffee!
Zu kulinarischen Besonderheiten sei noch auf das allzeit beliebte Bruzelfleisch hingewiesen. Häufig zu finden:
In einer Art Verschlag am Restaurant hängt ein Stück Schaf von dem Fleisch klein geschnitten und abgewogen wird. Das wird dann über Holzkohle knusprig geröstet und gewürzt. Serviert wird das ganze ein einem gusseisernen Topf, der von unten mit Kohle weiter beheizt wird. Das Fleisch wird mit Injera mit den Händen gegessen. Injera ist eine Art Brot in der Form eines Pfannkuchens und der Konsistenz eines feuchten Putzlappens, schmeckt etwas säuerlich, gibt’s zu so ziemlich allem und naja, ist auch mal schön wenn’s was anderes gibt.
Wir starten im Regen auf den Weg nach Arba Minch. Nach kurzer Fahrt gibt es ein UNESCO Weltkulturerbe zu besichtigen: Steinerne Stehlen. Ist so eine Art Stone Henge für arme.
Es geht weiter durch absolut traumhafte grüne Landschaften und auch der Regen hört bald auf.
Wie immer wenn man irgendwo mitten im Nichts stehenbleibt ist man innerhalb von Minuten von einer Horde Kinder umzingelt. Es fällt aber auf, das die Menschen hier im Süden sehr viel zurückhaltender sind. Es wird kaum noch gebettelt und auch Steinewerfer gibt es nicht mehr.
Süß sind sie ja schon:
Heute ist ein hoher Äthiopischer Feiertag, der Tag des Kreuzes, die Menschen tragen ihre schönsten Kleider und am Straßenrand wird eine Kuh geschlachtet. Schon am Vorabend wurde der Tag mit Feuern am Straßenrand begrüßt. Alle paar Meter, auch mitten in der Stadt, werden Bündel von Reisig und Zweigen verbrannt. Wie sie es schaffen, das ihnen dabei nicht halb Addis abbrennt verstehe ich nicht.
Schließlich verlassen wir die Berge und erreichen die Region um Arba Minch. Die Landschaft ändert sich wieder, wird wärmer und trockener. So langsam kommen wir wieder einem neuen Teil Afrikas näher: die trockenen Steppen und Savannen.
Nach den letzten Tagen mit sehr einfachen aber auch erfreuliche billigen Unterkünften haben wir Lust mal wieder ein richtig gutes Bett, eine Dusche mit warmem Wasser nach dessen Benützung man auch sauberer aus vorher ist und ein Klo bei dem es einem nicht schlecht wird.
Wir finden in Arba Minch die Paradise Lodge – ein Wahrlich paradiesischer Ort und wenn man den Preis eines Zimmers durch drei teilen kann auch gar nicht so teuer.
Topher ist nicht so ganz fit und so bleiben wir gleich zwei Tage. Es gibt einen Ausflug zu einer Krokodilfarm, so Krokodile für die Ledergewinnung gezüchtet werden. 6000 Krokodile leben hier 3 bis 6 Jahre lang bis sie zu Schuhen und Handtaschen verarbeitet werden.
Wir wollen noch ein Stück weiter, den Krokodilmarkt besichtigen. Von dem wissen wir aber nicht mehr als den Namen und scheinbar muss man da per Boot hin. Nach einer recht abenteuerlichen Fahrt durch den Busch finden wir auch die Bootsanlegestelle und man wäre auch bereit uns zu jenem Markt zu bringen aber für einen Preis, für den wir 10 Tage in einem einfachen Hotel mit Essen übernachten könnten. Die Preise die hier für Weisse verlangt werden sind einfach dreist! Da wir noch nicht mal wissen ob sich die Sache irgendwie lohnt gucken wir uns lieber noch etwas die Wildnis an.
Morgen wird es nun wohl weiter gehen nach Moyale, der Grenzstadt zu Kenia. Ein gutes Stück zu fahren mit etwa 100km Schotter. Nach Moyale beginnt, das was alle Overlander als Hell Road bezeichnen. Man darf gespannt sein.
Ein Tag in Äthiopien from David on Vimeo.